Patrozinium: 13. Okober
Geschichte der Kirche
Besonders durch den Eisenbahnbau 1854 und das daraufhin einsetzende wirtschaftliche Wachstum erlebte der
Markt eine bedeutende Zunahme der Bevölkerungszahl. Bereits 1869 schreibt der damalige Pfarrer Josef Fischer: „Was mir in Dinkelscherben den meisten Kummer bereitet, die kleine Pfarrkirche, wo kaum zwei Drittel der Pfarrgemeinde Platz hat, was auf das religiöse Leben der
Gemeinde einen großen Nachteil ausübt.“
Doch erst knapp 100 Jahre später, 1961, wurde ein Kirchenbauverein gegründet.
Nach einem Architekten-wettbewerb wurde schließlich am 13. Oktober 1978 der Grundstein für eine neue Sonntagskirche (Arbeitsbegriff während der Bauzeit) gelegt.
Der 1. Preisträger, das Architekturbüro Brockel und Müller aus Augsburg, übernahm die Planung, dem Bildhauer Friedrich Koller aus Laufen wurde die künstlerische Gestaltung übertragen.
Wegen des in diesem Jahre gefeierten 1200. Jubiläumsjahres des Augsburger Bischofs St. Simpert erhielt die Kirche, auf Wunsch von Bischof Stimpfle, diesen Heiligen als Kirchenpatron. Die Konsekration vollzog am 16.12.1979 der Diözesanbischof Dr. Josef Stimpfle.
Außen
Außen ist die Simpert-Kirche nur an dem kleinen Kreuz über dem Dach zu erkennen. Sie soll sich in Größe und Form der Pfarrkirche St. Anna unterordnen und den Blick auf das Altenheim freihalten. Dies wurde erreicht durch eine Flachdecke, die durch ziegelgedeckte Pultdächer verborgen
bleibt.
Innenraum
Mitten im Kirchenraum steht der Altar aus hellem Kalkstein. Er gleicht in seiner Form dem Grundriss der Kirche.Zusammen mit dem Ambo bildet er unter dem großen Oberlicht den Kern im Raum. Der Blick bleibt durch ein großes Fenster frei zur St.-Anna-Kirche.
Zwischen zwei tragenden Säulen ist der Tabernakel kreuzförmig einge-spannt. Er ist aus Bronze gegossen, ein Thron, Ort der Anbetung und Ruhe.
Im Streiflicht der sechs kleinen Fenster in der Südwand steht der Kreuzweg mit seinen in Kalkstein gehauenen Reliefs. Sie führen den Blick zur Kreuzigungsgruppe, die aus der großen Marienkapelle (Besen-kapelle) stammt.
Die beiden Assistenzfiguren, Maria und Johannes, wurden um 1650 geschnitzt. Das Kruzifix ist aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die Gruppe ist an der Ostwand, links
von der Altarinsel, platziert.
Die Fortsetzung des Kreuzigungsgeschehens führt zum offenen Grab Jesu. Es ist hinter der die Altarinsel abschließende Brüstung (gleichzeitig Sitzgelegenheit für den Priester und die Ministranten) in den Boden eigebettet und zeigt den in Stein gehauenen Abdruck vom Leib Christi. Darüber erhebt sich hinter dem Altar das Steinrelief „Die Neue Stadt mit den zwölf Toren: Unser Leben mit seinem Kreuzweg führt durch den Tod hin zum Leben bei Gott, in das heilige Jerusalem“.
Ausstattung
An der Nordwand stehen Figuren, der Hl. Ulrich und Afra und am Stützpfeiler die des Bischofs Simpert. Die gotisierenden Figuren von Ulrich und Afra stammen aus der Besenkapelle und wurden im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts gefertigt. St. Simpert wurde zum Neubau der Kirche nachge-schnitzt.
An der Westwand, links des Eingangs, steht der imposante barocke Auferstehungschristus (Mitte 17. Jhd.). Er stammt aus dem Privatbesitz des Pfarrers Max Tremmel. Am Eingang zur Sakristei wurde die Figur des Hl. Antonius von Padua (1750) aufgestellt.
Freistehend im Kirchenraum thront die Himmelskönigin mit Kind unter einem Baldachin (um 1770). Bis in die 1970er Jahre stand die Figurengruppe in der Marienkapelle am westlichen Ortsausgang. 2007 wurde sie renoviert und in der St. Simpert Kirche aufgestellt.
Aus dem Unterbau des Thrones zu schließen war die Gruppe eine sogenannte Pro-zessionsfigur. Sie ist, wie die Kreuzigungsgruppe, Eigentum der Marktgemeinde.
In einer vergitterten Wand- nische im Eingangsbereich steht, in einem Metallguss-Gehäuse (Kupferlegierung) ausgestellt, die Knochenreliquie des Hl. Simpert.
An der Südseite, an der ein- springenden Wand am Beicht- stuhl, ist ein Präsentations-schrein mit sieben Ikonen angebracht. Sie wurden von einer Spenderin der Kirchen-stiftung Dinkelscherben mit Schenkungsvertrag vom 15.01.2013 überlassen.
Ein kurzer Überblick über die Bildthemen. Mittelbild: Ostern (um 1800), Mitte unten: Hl. Antipas (1820/1850), weiter im Uhrzeigersinn: St. Nikolaus (ohne Entstehungszeit, Szenen aus dem Marienleben (1850/1890), Heilige Dreifaltigkeit (ohne Entstehungszeit), Gottesmutter (um 1850) Hl. Katharina (nach 1800).
Zum Weihnachtsfestkreis wird die sogenannte Wengenmeier-Krippe aufgebaut. Sie wurde in den 1980er Jahren von der Familie Wengenmeier der Kirchstiftung überlassen und aufwendig restauriert. Die große Gesamtanlage mit einer Länge von 8 – 10 Metern und einer Tiefe von zwei Metern ist eine extrem figurenreiche Panorama-Krippe mit zahlreichen Szenenbildern und den dazugehörigen Figuren, Tieren, Gebäuden und Kleinteilen.